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IMM / MYH1-Mutation

 

Deutsche Zusammenfassung der Studie von Finno, et al. „A missense mutation in MYH1 is associated with susceptibility to immune-mediated myositis in Quarter Horses“, Skeletal Muscle 2018 8:7

Link zur Originalveröffentlichung: https://doi.org/10.1186/s13395-018-0155-0

Veröffentlichung im März 2018 über einen neuen Gendefekt, genannt MYH1, der mit Immunvermittelter Muskelentzündung in Quarter Horses und verwandten Rassen einhergeht

 

GRUNDLEGENDE INFORMATIONEN:

IMM = Immunvermittelte Myositis = das eigene Immunsystem greift die Muskelzellen an. Es ist also eine Autoimmunerkrankung


IMM führt zu wiederkehrender, schnell verlaufender Muskelatrophie ( = Muskelschwund) vor allem entlang der Oberlinie und im Kruppenbereich. Bei der Erkrankung wandern Lymphozyten (Abwehrzellen) in die Muskulatur ein und sorgen dort für eine Entzündung und einen Verlust von Muskelzellen. Diese Veränderungen können mit einer Muskelbiopsie nachgewiesen werden.

Es gibt eine zweigipfelige Altersverteilung bei der Erkrankung. Sie trifft meist entweder junge Tiere unter 8 Jahren oder ältere Pferde über 17 Jahre.

39% der Pferde die eine IMM haben, waren 3-4 Wochen vor Ausbruch der Erkrankung einem Trigger ausgesetzt. Trigger sind z.B. Infektion mit Streptokokken, Impfungen (gegen Influenza, EHV-1 oder Streptokokken)

Es kann dabei zu schubartigem Wiederauftreten von IMM kommen. Bei Behandlung mit Kortison kommt es meistens zu einer Verbesserung der Symptome. Nach Überstehen eines Schubes brauchen die Pferde zwischen 1 und 10 Wochen um die verlorene Muskelmasse wiederaufzubauen, schneller bei Behandlung mit Kortison.

Zusammenhänge von IMM mit Genmutationen konnten bereits beim Mensch und beim Hund nachgewiesen werden.

In der Studie wurden Quarter Horses, die nachweislich eine immunvermittelte Muskelentzündung erlitten haben, genetisch untersucht und mit anderen Pferden ohne IMM-Symptome verglichen.

Es wurde dabei eine Mutation im Gen MYH1 gefunden, das einen Teil des Myosins kodiert, also für den Aufbau eines Muskeleiweißes verantwortlich ist.

Untersuchte Pferde:
- 71 IMM betroffene QH (24 Wallache, 22 Hengste, 26 Stuten) mit IMM über Muskelbiopsie bestätigt (Symptome: Muskelatrophie, vor allem entlang der Oberlinie und der Kruppe)
- 75 gesunde QH aus den Herden aus denen IMM-Fälle kamen (leben unter gleichen Umweltbedingungen mit den gleichen Risikofaktoren)
- 28 zufällige QH aus anderen Umgebungen
- 179 andere Pferde aus 21 verschiedenen Rassen

Es wurden Blutproben und Muskelbiopsien untersucht und genetische Analysen und Stammbaumanalysen durchgeführt.

 

ERGEBNISSE DER STUDIE:

Stammbaumanalyse: betroffene Pferde in dieser Studie konnten auf einen gemeinsamen QH-Vererber (Hengst) zurückgeführt werden

- 87,7% der an IMM-erkrankten Pferde trugen den Gendefekt im MYH1-Gen (hetero- oder homozygot)
- 9 von 71 (12,6%) der IMM-kranken Pferde hatten KEINE Mutation des Gens
- 11% der klinisch gesunden Pferde waren heterozygot für die Mutation (die meisten davon verwandt mit den IMM-erkrankten Pferden)
- KEINES der 179 Pferde anderer Rassen hatte die Mutation

Auf molekularer Ebene führt die Mutation zu einer Veränderung der Oberfläche des Myosinproteins und zu einer verringerten Stabilität des Proteins.

In den Muskelbiopsien wurden Entzündungszellen nur in den Muskelfasertypen (2X-Fasern) nachgewiesen, die das veränderte Myosinprotein enthalten, für das der Gendefekt kodiert. Die am häufigsten betroffene Muskulatur entlang der Oberlinie besteht zu 40-80% aus diesen Fasern. Diese speziellen Muskelfasern, die das mutierte Myosin enthalten, sind auch die, die während einer IMM atrophieren.

Es scheint eine variable Penetranz zu geben, was bedeutet, dass nicht jeder Träger auch tatsächlich erkrankt und es wahrscheinlich zusätzlich zur Mutation noch weiterer Trigger braucht, um eine IMM auszulösen.

Es gibt eine große Ähnlichkeit in der oberflächlichen Eiweißstruktur von Streptococcus equi und dem mutierten Myosin. Das könnte der Grund sein, warum nach einer Streptokokkeninfektion die Immunzellen, die eine erneute vermeintliche Streptokokkeninfektion bekämpfen, tatsächlich gegen die eigenen mutierten Muskeleiweiße kämpfen.

Außerdem könnte eine Freisetzung des mutierten Proteins aus den zerstörten Muskelzellen bei einem Muskeltrauma, z.B. durch einen Schlag oder eine intramuskuläre Impfung zu einer Reaktion des Immunsystems gegen die eigenen Muskelzellen führen.

Homozygote Tiere scheinen häufiger zu erkranken als heterozygote.

9 von 71 IMM-klassifizierten Pferde waren gendefektfrei. Eine mögliche Ursache dafür, sind andere entzündliche aber infektiöse (und nicht autoimmune) Muskelerkrankungen, wie z.B. Infektion mit Sarcocystis

 

Jax' Geschichte:

DK Dancing Boys Jax ist leider Einzelgenträger der IMM / MYH1-Mutation (bekannt geworden durch Testergebnis am 06.02.2019).

 

Im Februar 2017 hatte er, was ich im Nachhinein als einen Schub bezeichnen würde. Während er im Beritt war, hatte er innerhalb kürzester Zeit massivst an Muskulatur abgebaut. Seine sonst so dicken Hengstbacken waren eingefallene Gruben und sein Hals und seine Oberlinie waren nur noch ein Schatten seiner selbst. Er sah aus, wie kurz vorm Verhungern.


Anfang Dezember 2016 hatte er seine erste Herpes-Impfung und dann kurz vor Weihnachten 2016 eine Influenza/Tetanus-Impfung bekommen. Ende Dezember / Anfang Januar 2017 hatte er dann einen Atemwegsinfekt mit Husten und eitrigem Nasenausfluss, den wir mit Antibiotika behandeln mussten.

Im Nachhinein war(en) darunter wohl der/die Trigger, der/die den Schub auslösten...

Als er wieder gesund war, ging er in Beritt. Und als ich in 5 Wochen später dort besuchte, war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Ich holte ihn nach Hause und habe alles erdenkliche an Diagnostik in die Wege geleitet: es wurde ein Blutbild gemacht, es wurde im eine Muskelbiopsie aus seiner Kaumuskulatur entnommen und pathohistologisch untersucht. Ich holte Zahnärzte, Chiropraktiker und andere Kollegen, sprach mit renommierten Professoren an den Unis und anerkannten Pathologen. Aber alles war ohne eindeutiges Ergebnis, keiner konnte mir sagen, warum dieses Pferd in so kurzer Zeit so massiv an Muskulatur verloren hatte. Mit dem positiven Test zwei Jahre später kam dann die Erkenntnis, dass es sich wohl im einen IMM-Schub gehandelt haben musste.

Damals war ich nicht sicher, ob er überleben würde, weil nicht abzusehen war, wie sich das alles weiter entwickeln würde. Würde er weiter Muskulatur verlieren bis hin zum Festliegen? Würde er genug Nahrung zu sich nehmen können, um nicht weiter abzubauen? Er klapperte beim Laufen mit den Zähnen, weil er den Kiefer nicht geschlossen halten konnte aufgrund der fehlenden Muskulatur. Er bewegte sich nur unwillig und steif. Aber er hatte die ganze Zeit guten Appetit und war zwar etwas ruhiger und "müder" als sonst, aber niemals machte er den Eindruck, dass er nicht mehr konnte oder wollte. Alle anderen Werte und Körperfunktionen waren unauffällig und so beschlossen wir, in zu päppeln und ansonsten der Dinge zu harren, die da kommen sollten. 


Wir haben ihn dann monatelang wieder aufgepäppelt mit eiweißreichen Futter und ohne die Gewissheit, ob er je wieder die alte Form erreichen würde. Aber er hat es geschafft und ist seither wieder das Muskelpaket, das wir kannten. Bisher war das der einzige Schub und ich hoffe, dass es auch der einzige bleiben wird.

 

Ich weiß nicht, ob und in wie weit das Wissen über diese Erkrankung (IMM) die Tierärzte in den letzten 2 Jahren erreicht hat. Damals kannte es keiner und ich fürchte, dass es auch heute noch kaum bekannt ist. Umso wichtiger ist, dass Besitzer von MYH1-Trägern wissen, dass Ihr Pferd eventuell an dieser Krankheit erkranken könnte und Ihren Tierarzt dann gegebenenfalls darauf hinweisen, mit was er/sie es hier zu tun hat. Denn mit der richtigen Behandlung lässt sich so ein Schub eingrenzen und deutlich verkürzen.


Ich füge unten Bilder an von Jax im Schub und von Jax in seiner normalen Form.

 

Es bricht mir das Herz, diesen tollen Hengst aus der Zucht zu nehmen.

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© Marion Bambula